Die Zahl der Krankheitstage hat einen neuen Höchststand erreicht. Der durchschnittliche Krankenstand in der gesetzlichen Krankenversicherung stieg auf rund 6,76 Prozent. Allerdings waren die Werte bereits im Vorjahr auffällig. Dort lag der Krankenstand bei 5,6 Prozent., ist also noch einmal um 20 Prozent gestiegen.

Wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer krankheitsbedingt ihrer Arbeit nicht nachgehen können, greift die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Dabei zahlt der Arbeitgeber bis zu sechs Wochen lang den vollen Lohn weiter, danach ersetzt die Krankenkasse einen Teil des Einkommens durch das Krankengeld.

 Was ist der Krankenstand?

Der Krankenstand wird von den gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland ermittelt. Sie ermitteln zu Beginn eines jeden Monats, wie viele ihrer Pflichtmitglieder im Vormonat wegen Arbeitsunfähigkeit am Arbeitsplatz gefehlt haben. Dabei werden allerdings nur die Personen berücksichtigt, für die eine ärztliche Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorliegt. Der Krankenstand gibt also nicht die Gesamtzahl der Krankheitstage wieder, sondern nur den Teil, für den die Beschäftigten eine Krankmeldung vorgelegt haben.

Verteilung nach Altersgruppen

Auffällig ist die Verteilung nach Altersgruppen. Vor allem jüngere Beschäftigte waren ungewöhnlich häufig krankgeschrieben. Während die Hälfte der Frauen zwischen 20 und 25 Jahren im ersten Quartal 2023 mindestens einmal krankgeschrieben war, lag der Anteil bei den gleichaltrigen Männern bei 44 Prozent. Das sind selbst für die Erkältungsmonate ungewöhnlich viele Krankmeldungen. Im Gegensatz dazu sind ältere Beschäftigte im Durchschnitt länger krankgeschrieben. Dies kann zum einen auf eine längere Regenerationszeit zurückgeführt werden. Zum anderen kann aber auch die ständige und langjährige Belastung im Berufsalltag einen Einfluss auf die Anzahl der Krankheitstage haben..

Verteilung nach Berufsgruppen

Auffällig ist auch die Verteilung nach Berufsgruppen. So weisen vor allem Beschäftigte im Gesundheitswesen, insbesondere in der Altenpflege, sowie Beschäftigte in Kindertagesstätten einen überdurchschnittlich hohe Krankenstände auf. Die Werte liegen hier bei 7,4 Prozent bzw. 7 Prozent. Gerade in diesen Branchen, die ohnehin von Personalengpässen betroffen sind, stellt dies ein gravierendes Problem dar. Demgegenüber weisen die Beschäftigten in der Datenverarbeitung mit 3,7 Prozent den niedrigsten Krankenstand auf.

Die häufigsten Ursachen für Krankschreibungen

Atemwegserkrankungen gehören mit 415 Fehltagen je 100 Versicherte zu den häufigsten Ursachen für Krankschreibungen. Aber auch psychische Erkrankungen beeinflussen den Krankenstand in Deutschland. Zwischen 2011 und 2021 haben die erfassten psychischen Erkrankungen um 41 Prozent zugenommen. Dieser Aufwärtstrend wird auch durch eine gestiegene Sensibilität im Umgang mit dem Thema psychische Gesundheit verstärkt. Zudem hat die Einführung der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) im Jahr 2023 zu einer genaueren Erfassung der Krankheitstage geführt. Dadurch tauchen nun auch Krankmeldungen in der Statistik auf, die in der Vergangenheit in der Dunkelziffer untergegangen wären.

Gleichzeitig ist aber auch ein Trend zu beobachten, trotz Krankheitssymptomen wie Fieber oder Erkältung weiter zu arbeiten, insbesondere von zu Hause aus – ein Phänomen, das durch die neue Arbeitskultur und die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, noch gefördert wird. Eine Studie der TK ergab, dass fast die Hälfte der Befragten angab, trotz Krankheit regelmäßig von zu Hause aus zu arbeiten.